Wie man ein guter Chef für seine Hunde wirdvon Lisa
Taanquist, Cardigan-Kennel "Avonaire" Dieser Artikel oder Auszüge daraus dürfen nur mit
der vorherigen ausdrücklichen Genehmigung der Autorin weiterverbreitet
oder zitiert werden. Das Wochenende vom 27./28.
September 2003 bescherte mir die aufregendsten und lehrreichsten Tage
meines Lebens. Alles drehte sich darum, wie man als Mensch die Rudelführerschaft
für seine Hunde richtig übernimmt und behält. Unsere Lehrerin war
Gitte Seabourne, hochqualifiziert und mitreißend. Sie ist eine
hauptberufliche Schäferin und arbeitet mit ihren drei Border Collies. Zunächst erzählte sie uns, daß die Gemeinschaft mit
unseren Hunden auf Respekt beruht. Respekt kann man nicht einfordern,
man muß ihn sich verdienen. Ein Hund wird Dich nur als Leiter
anerkennen, wenn Du Dich dessen würdig erwiesen hast. Hunde verständigen sich über Signale. Manche sind so
dezent, daß das menschliche Auge sie kaum wahrnimmt. Trotzdem sind sie
da. Hunde sind Meister im Beobachten solcher Signale. Und Du mußt
ebenfalls ein Meister darin werden, auch die schwachen Signale zu
erkennen, zu verstehen und zu beantworten, wenn Du Deinen Hund führen können
willst. Der Hund hat keine andere Möglichkeit, sich Dir mitzuteilen. Zuerst mußt Du die verschiedenen Signale kennen
lernen. Präge Dir ihre Bedeutung ein und lerne sie zu erkennen. Lerne
Deinen Hund kennen, beobachte, ob er starke oder weniger auffällige
Signale sendet. Und denke daran, das ist ein lebenslanger Prozess. Der
Hund wird Deine Führungsrolle immer wieder testen, ein ums andere Mal.
So wie die Menschen von Zeit zu Zeit Wahlen abhalten, bei denen neue
Abgeordnete an die Spitze kommen und unfähige abgewählt werden können,
so wird Dein Hund Deine Führungsqualitäten immer wieder austesten. Und
wenn Du Dich als Niete erweist, wird der Hund die Führung übernehmen.
Der Hund wird Dich nur solange anerkennen, wie Du Dich dessen als würdig
erweist. Hunde möchten Konflikte vermeiden. Sie versuchen nach
Kräften, einen Kampf zu vermeiden. Die folgenden Signale sind
sogenannte "Beschwichtigungssignale", die Spannungen lösen
sollen: "Ich will keinen Ärger mit Dir haben". Blick abwenden ("Laß uns Freunde sein, ich will
Dir nichts tun") Blinzeln Schmatzgeräusche mit den Lippen Lecken der Lippen ("züngeln") Kopf wegdrehen Gähnen (wirkt beruhigend und stressabbauend) Aus dem Weg gehen - ausweichen Langsame Bewegungen Dazwischengehen - das ist ein sehr starkes Signal, nur
Hochrangige Hunde mit großer Autorität gehen zwischen Streitende Spielaufforderung (Vorderläufe flach am Boden,
Hinterteil hochgereckt wie bei einer Dehnübung) Erstarren Die Seite oder den Rücken zuwenden Hinsetzen oder -legen Ohren senken Rute senken Wenn Du wissen möchtest, wer bei Dir zu Hause der
Chef ist, schau Dir genau an, was Dein Hund macht. Wer begrüßt die Gäste
als Erster, Du oder Dein Hund? Wer geht zuerst durch die Türe, wenn es
zum Spaziergang geht, Du oder Dein Hund? Wer springt als Erster ins
Auto, kaum daß die Tür offen ist? Und wer stürzt heraus wie der
Blitz? Schläft Dein Hund bei Dir im Bett, und wenn ja, wer liegt als
Erster drin? Wenn Du gemütlich auf dem Sofa sitzt und Dein Hund kommt
und stupst Dich, streichelst Du ihn dann sofort? Und sitzt der Hund
schon vor Dir auf dem Sofa? Wenn Du eine oder mehrere Fragen mit "JA"
beantworten mußt, dann kannst Du sicher sein, daß Dein Hund der
Meinung ist, er habe alles gut im Griff. Dann sieht Dein Hund keinen fähigen
Rudelchef in Dir. Jeder Hund, ob groß oder klein, weiß instinktiv, daß
das Rudel (= Deine Familie) einen kompetenten Führer braucht, um zu überleben.
Und wenn kein anderer den Job macht, dann wird er ihn wohl oder übel übernehmen,
so gut er kann. Aber eigentlich möchte er diese Verantwortung gar nicht
haben. Das Leben für einen Familienhund ist heutzutage so kompliziert
und verwirrend, daß der Hund unmöglich alle Probleme lösen kann. Er
will den Chefposten nicht, aber irgendwer muß die Führung übernehmen,
es ist eine Frage des Überlebens. Also fang nun damit an, Deinem Hund zu signalisieren,
daß Du der Chef bist und alles im Griff hast. Sende Alpha-Signale.
Sorge dafür, daß Dein Hund sich immer hinter Dir hält. Wenn Du zu
einem Spaziergang aufbrichst, wenn Du von einem Zimmer ins andere gehst,
wenn Du ins Auto ein- oder aussteigst. Fang vor dem Spaziergang damit an. Wenn der Hund völlig
aufgekratzt um Dich herumhopst, wenn Du ihm Halsband und Leine anziehen
möchtest, laß ihn links liegen, drehe Dich fort von ihm, schau in eine
andere Richtung. Wenn er sich beruhigt, versuch es nochmal, ihm in Ruhe
das Halsband anzuziehen. Wenn er erneut herumhampelt, ignoriere ihn
wieder komplett. Neuer Versuch. Wenn er dabei herumquirlt, leg die Leine
zurück an ihren Platz und wende Dich vom Hund ab. Erst, wenn der Hund
sich beruhigt hat und sich ohne Gezappel und Theater "anziehen"
läßt, geht es weiter. Ignoriere jegliches Getue, schrei den Hund nicht
an, geh stattdessen weg vom Hund. Nun hast Du also den Hund angeleint und gehst zur Tür.
Mach Dich groß und breit und laß nicht zu, daß der Hund sich vorbeidrängeln
kann. Verstelle ihm den Weg mit dem Bein, geh zuerst durch die Tür.
Wenn Dein Hund vorprellen will, schneide ihm den Weg ab und mache Dich
breit. Nun geht es also endlich los. Wo ist Dein Hund? Wenn
er keuchend am Ende der Leine hängt, bleib stehen. Dreh um und geh zurück,
bis der Hund zu Dir kommt und sich hinter Dir befindet. Nun wieder vorwärts.
Sobald die Nase Deines Hundes an Deinem Knie vorbeimöchte, bleib stehen
und versperre ihm den Weg, geh eventuell wieder ein paar Schritte zurück,
um ihn hinter Dich zu bringen. Beim ersten Mal wirst Du vermutlich nicht
weit kommen, vielleicht schaffst Du nur ein paar Meter. Aber Dein Hund
wird schnell kapieren, daß er nicht vom Fleck kommt, bis er sich von
Dir führen läßt und sich hinter Dir hält. Dabei ist das Timing wichtig. Warte nicht, bis der
Hund das Ende der Leine erreicht hat, bevor Du stehenbleibst und
umdrehst. Sonst lernt er nur, zurückzukommen, wenn er erst mal ganz
vorne war. Er muß schon im Ansatz gestoppt werden, genau dann, wenn
seine Nase an Deinem Knie vorbeiwill. Sei dabei absolut hartnäckig.
Wenn er zum 50sten Mal nach vorne prellt, bremse ihn zum 50sten Mal aus.
Hartnäckigkeit und das Eingreifen im richtigen Moment sind das A und O
dabei. Reiß keinesfalls an der Leine. Wenn Du das tust, kannst Du von
vorne anfangen. Stell Dir vor, die Leine wäre ein Gummiband... "Herkömmliche" Unterordnung basiert darauf,
dem Hund Dinge beizubringen, die er von sich aus so nicht tun würde,
wie zum Beispiel Bei-Fuß-Gehen, Hinsetzen und Abliegen auf Kommando. Es
braucht seine Zeit, bis der Hund versteht, was Du von ihm willst, aber
es ist machbar. "Leadership" ist eine Methode, den Hund zum
angenehmen Gefährten zu machen, und zwar mit Hilfe von Signalen, die
der Hund verstehen kann. Wenn man das umfangreiche Repertoire hundlicher Verständigung
verstehen will, muß man sich anschauen, wie die Mitglieder eines
Wolfsrudels kommunizieren. Damit das Rudel überleben kann, muß die
Jagdgesellschaft funktionieren, sie muß einem Anführer folgen. Der Anführer
gibt das Zeichen zum Aufbruch zu jeglicher Aktivität. Natürlich sind
unsere Hunde keine Wölfe mehr, aber sie haben noch genau die gleichen
Instinkte und Sinneswahrnehmungen wie ihre Urväter. Jeder Hund wünscht
sich einen vertrauenswürdigen Anführer. Und wenn sich kein anderer
findet, übernimmt er selbst das Ruder. Sende Alpha-Signale aus, auch zu Hause, immerzu, überall.
Dein Hund wird Dich sofort verstehen! Er wurde mit dem Verständnis
geboren. Wie kannst Du Alpha-Signale aussenden? Übernimm die volle Verantwortung Beschaffe das Futter - und iß zuerst! Sorge dafür, daß Dein Hund immer hinter Dir bleibt,
er ist immer der letzte, der irgendwo hinein- oder hinausgeht Ignoriere unerwünschtes Verhalten Ergreife die Initiative Nimm den Lieblingsplatz Deines Hundes für Dich in
Anspruch Schau ihm direkt in die Augen Kaum zurück vom Seminar, fing ich an, Alpha-Signale
zu benutzen, wie Gitte es uns beigebracht hatte. Und es dauerte keine fünf
Minuten, bis ich die Veränderung an meinen beiden Cardigan-Mädels
sehen konnte! "Wer bist Du,
und wo hast Du unsere liebe Mama gelassen??? Aber Du scheinst zu wissen,
wo´s langgeht, also werden wir Dir folgen!" Futter hat eine überragende Bedeutung. Wer Futter
beschaffen kann, ist der Chef. Und der Chef darf zuerst ans Futter. Zeig
Deinem Hund, daß Du das Futter herbeischaffst und daß Du Dir Deinen
Anteil davon nimmst und ihm erst danach die Erlaubnis gibst, selber zu
fressen. Wenn Du Deinen Hund füttern willst, dann nimm verdeckt einen
Keks oder etwas Ähnliches in die Hand, nimm den Napf und zeig dem Hund,
daß Du etwas aus seiner Schüssel nimmst (nämlich den Keks). Dann erst
gib ihm den Napf. Der Hund wird sein Futter nun als Überreste der
Chef-Mahlzeit ansehen. Und denk daran: laß eventuelle Futterreste nicht
stehen, räum den Napf nach ein paar Minuten fort. Der Hund darf nicht
jederzeit freien Zugang zum Futter haben. Der Anführer übernimmt grundsätzlich die Initiative.
Wenn Dein Hund zu etwas auffordert, ignoriere ihn. Laß den Hund keine
Entscheidungen treffen. Ein Beispiel, das wohl jeder von uns kennt, ist
das Anstupsen. Ich saß oft auf dem Sofa, und Mini stupste meinen Arm
an. Sie bohrte ihre Schnauze unter meinen Ellbogen und knuffte mich mit
dem Kopf, damit ich sie streicheln sollte. Und was tat ich??? Ja, genau,
jedes Mal begann ich sie zu streicheln! Was der Hund damit sagte, war: "Ich bin der Chef, also streichel mich gefälligst jetzt und sofort!
Ich will das jetzt!" Denk daran, der Hund stellt Dich immer
wieder auf die Probe! Gestern probierte sie es wieder. Sie stupste mich an,
um gekrault zu werden. Ich drehte mich von ihr fort. Sie knuffte mich
erneut. Nun wandte ich ihr den Rücken zu. Sie gab auf und legte den
Kopf auf die Pfoten. Und jetzt
wandte ich mich ihr zu und streichelte sie. Sie hatte verstanden.
Die Initiative ging von mir aus, nicht von ihr. Ich streichele sie, wenn
ich es will, nicht wenn sie es einfordert. Wenn Dein Hund Beschwichtigungssignale sendet,
respektiere sie. Der Hund braucht eine gewisse Individualdistanz. Wenn Dein Hund den Kopf wegdreht, möchte
er Dir mitteilen, daß er sich bedrängt fühlt und keinen Ärger mit
Dir möchte. Respektiere das und wende Dich ab. Laß dem Hund seinen
Abstand. Geh nicht auf einen Hund zu, um Kontakt aufzunehmen, sondern
ergreife die Initiative und rufe den Hund zu Dir, zeig ihm, daß er bei
Dir willkommen ist und sprich dann mit ihm. Ignoriere es, wenn ein Hund übereifrig versucht,
Deine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wenn der Hund Dich anspringt, dreh ihm
den Rücken zu. Wenn der Hund daraufhin Ruhe gibt, dreh Dich um und
lade ihn quasi ein, zu Dir zu kommen, indem Du Beschwichtigungssignale
zeigst: blinzle, leck Dir die Lippen, schmatze mit den Lippen, dreh ein
bißchen den Kopf zur Seite. Das zeigt dem Hund, daß er nun kommen darf.
Die Initiative ist von Dir ausgegangen, nicht von ihm. Wenn ein Rudel
von der Jagd heimkehrt, wird der Anführer in die Meute schreiten, ohne
links und rechts zu gucken. Er ignoriert sie alle. Er trägt den Kopf
und die Rute selbstbewußt erhoben, und die Rudelmitglieder nähern sich
ihm nur mit seiner ausdrücklichen Genehmigung. Es ist sein Recht. Kein
Rudelmitglied zweifelt je daran, wer das Sagen hat und wer bestimmt, was
getan wird. Beachte Deinen Hund nicht, wenn Du nach Hause kommst.
Alpha-Tiere ignorieren ihre Untergebenen. Laß Dir ein paar Minuten Zeit,
bevor Du Deinen Hund dazu einlädst, Kontakt mit Dir aufzunehmen. Halte
es genauso, wenn Du von einem Raum im Haus in einen anderen gehst. Der
Hund sollte nur mit Deiner ausdrücklichen Einladung Kontakt mit Dir
aufnehmen. Es ist durchaus in Ordnung, wenn der Hund bei Dir im
Bett schläft, sofern Du ihn dazu
eingeladen hast. Laß nicht zu, daß der Hund ungefragt vor Dir ins
Bett hüpft. Ein Rudel schläft durchaus aneinandergedrängt, aber der
Chef entscheidet, wer sich an ihn ankuscheln darf. Liegt Dir Dein Hund beharrlich im Weg? Mußt Du regelmäßig
über ihn steigen oder um ihn herumgehen? Was meinst Du, sagt er Dir
damit? "Ich bin der Chef
hier, und Du mußt schön um mich herumgehen, wenn Du vorbei willst!"
Meine Mini ist eine Meisterin im Im-Weg-liegen. Ich meine, sie war es.
Jetzt tut sie´s nicht mehr. Wenn ich des Weges komme und sie liegt schön
quer im Flur, dann blicke ich ihr direkt in die Augen, plustere mich ein
bißchen auf - und das genügt, damit sie sofort aus dem Weg geht. In
hartnäckigeren Fällen mußt Du vielleicht den Hund mit den Zehen ein
wenig anbohren und ihn wegschubsen. Es ist Dein gutes Recht als Chef,
grundsätzlich überall ungehindert hin zu gehen. So wie es Berschwichtigungssignale gibt, gibt es auch
Drohgesten: Breitbeinig oder gebückt über dem Hund stehen dem Hund die Breitseite zuwenden sich vor dem Hund aufbauen Anstarren - Blickkontakt erzwingen Zähnefletschen Knurren, Grollen (das ist eine Warnung) Schnelle Bewegungen Aufgerichtete Ohren Hochgetragene Rute Gesträubtes Nackenfell "Kurze" Mundwinkel (im Gegensatz zu den
langen Mundwinkeln beim unterwürfigen "Grinsen") Wenn ein Hund derartige Signale übertrieben und
mehrere gleichzeitig zeigt, dann ist er verunsichert. Bellen, auf- und
abspringen, eine Bürste auf dem Rücken und dazu noch gefletschte Zähne
- da wächst dem Hund eine Situation über den Kopf und er ruft (mit
Gebell) nach Verstärkung durch sein Rudel. Der Wachhund, der wie ein
Bekloppter bellt und geifert und tobt, ist nicht so gefährlich wie der
Wachhund, der ganz ruhig dasteht. Nimm Dich vor solchen Hunden in Acht! Überlege einmal, wieviele dieser Drohsignale bei
Hunden eine gegenteilige Bedeutung beim Menschen haben. Wie begrüßen
sich zwei Menschen? Sie stehen sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber,
fletschen die Zähne (lächeln), blicken sich direkt in die Augen und rücken
sich dicht auf die Pelle (Umarmung, Schulterklopfen). Alle diese Zeichen
signalisieren dem Hund massive Bedrohung. Wir können viele dieser Drohgesten benutzen, um
unserem Hund klarzumachen, wenn uns sein Verhalten nicht paßt. Gitte schritt auch zu praktischen Übungen im Gelände
bei der Begegnung fremder Hunde. Einige von ihnen fingen an zu knurren,
sobald ein fremder Hund auftauchte. Prompt stellte sich der Hundeführer
seitlich zwischen die Hunde und unterbrach deren Sichtkontakt. Der
fremde Hund umkreiste nun in größerem Abstand (Raum lassen = Konflikt
entspannen) den Probanden. Der Hundeführer hielt sich weiterhin
zwischen den Hunden, um die direkte Sicht zu unterbinden. Ich hatte dabei ein Problem mit meiner Dodo, sie
knurrte eine vorbeigehende Hündin an. Sofort stellte ich mich
dazwischen und versperrte ihr die Sicht. Das reichte nicht, Dodo knurrte
weiter. Nun drehte ich ihr meine Front zu. Immer noch Grummeln. Nun
beugte ich mich über sie und knurrte selber leise. Auf der Stelle
verstummte sie, das hatte genügt. Sie drehte den Kopf weg und züngelte.
Damit zeigte sie, daß sie meine Botschaft verstanden hatte und gab Ruhe.
Nun wandte auch ich mich sofort von ihr weg und zog mich zurück. Die
andere Hündin konnte vorbeigehen, ohne daß Dodo sie weiter beachtet hätte. Die Signale können in ihrer Stärke gesteigert werden.
Wenn ein sanfter Hinweis nicht fruchtet, greife zu einem massiveren
Drohen (dasselbe gilt natürlich umgekehrt bei den
Beschwichtigungsgesten). Denke immer daran, Hunde leben in der Gegenwart. Sie
haben kein Zeitgefühl. Eine Belohnung muß sofort kommen und nicht nach
zwei Sekunden. Grolle Deinem Hund auch nicht, so etwas kann er nicht
verstehen. Fang von vorne an, wenn er etwas falsch macht. Lerne seine
Sprache, er kann Deine nicht lernen. Gib Dich nicht zufrieden mit einem "meistens"
gehorsamen Hund. Wenn Du etwas von Deinem Hund verlangst, dann bestehe
auch darauf, daß er es tut, und zwar nicht nur halb. Sonst lernt er nur,
daß es ziemlich unerheblich ist, wenn Du etwas von ihm möchtest. Auf
der anderen Seite darfst Du auch nichts Unmögliches von Deinem Hund
verlangen. Fordere ihm nicht mehr ab, als er zu leisten vermag. Stell
ihn nicht vor Probleme, die er nicht lösen kann. Wenn Dein Hund seine Sache gut gemacht hat, überlege
Dir genau, womit Du ihn belohnst. Wenn Du dich bückst und ihm gönnerhaft
die Rippen klopfst, dann beugst Du Dich damit über ihn und bedrohst ihn.
Und warum "bestrafst" Du ihn für seinen guten Gehorsam?
Besser kniest Du Dich hin und streichelst sanft die Dir zugewandte Seite
Deines Hundes. Dreh dabei den Kopf etwas weg und sag ihm, daß er ein
braver Hund ist. Was passiert, wenn Gäste kommen? Bellt Dein Hund wie
aufgezogen? Und was tust Du? Brüllst Du ihn an und sagst ihm, er solle
endlich die Schnauze halten? Was passiert wirklich in dieser Situation? Der Hund
gibt Alarm, eine Bedrohung nähert sich dem Haus, das meldet er mit
Bellen. Das ist in Ordnung. Schließlich ist es sein Job, die Meute (Deine
Familie) zu beschützen indem er den Leitwolf darauf hinweist da kommt jemand. Wenn Du nun laut um Ruhe schreist, was versteht er
dann??? "Bell lauter, da
kommt wirklich etwas Bedrohliches auf unser Heim zu!" Also
bellt er noch verrückter. Du brüllst nun aus vollem Halse, der blöde
Hund solle endlich das Maul halten - und der Hund versteht "Bell
noch lauter, Du hast ganz recht, der Untergang des Abendlandes steht
bevor!" Dein Ärger und Deine Erregung zeigen dem Hund, daß
die Bedrohung wirklich existenziell sein muß. Der Hund fühlt, daß Du
die Situation nicht länger unter Kontrolle hast und tritt nun selber in
Aktion. Er ist nun der Anführer und trägt die Verantwortung. Also gebärdet
er sich nun wie ein Verrückter, um sein Rudel zu beschützen und den
Eindringling zu vertreiben. Was sollte man also in so einer Situation tun? Es ist
völlig in Ordnung, wenn der Hund meldet, daß jemand kommt. Er muß ja
schließlich dem Chef bei der Bewachung des Territoriums helfen. Aber
wenn er kurz angeschlagen hat, dann entlasse ihn aus der weiteren
Verantwortung. Nun bist Du an der Reihe. Stell Dich neben ihn und zeig
ihm, daß DU nun die Führung übernimmst. Wenn ihn das nicht beruhigt,
dann gehe frontal auf ihn zu, schau ihm tief in die Augen. Du bist der
Chef und wirst völlig allein mit der "Bedrohung" fertig, ihn
geht es nichts mehr an. Er kann sich abregen. Dein Hund sollte die Gäste
nicht empfangen, das übernimmst Du und Du führst die Gäste dann zu
Deinem Hund. Es ist nicht Sache Deines Hundes, zu entscheiden, wer das
Haus betreten darf und wer nicht. "Hund allein zu Hause" ist manchmal ein
Problem. Alles in Reichweite wird zerstört. Bisweilen kamen schon Leute
in ein Zuhause, wo die gesamte Einrichtung geschreddert war. Manche
bestrafen den Hund, was völlig sinnlos ist. Du kannst einen Hund nicht
für etwas bestrafen, was er vor einiger Zeit angestellt hat, das kann
er nicht verstehen. Manche denken, der Hund habe sich gelangweilt. Das ist
nicht der Grund. Was geht wirklich in dem Hund vor? Warum ist der Hund
so frustriert? Wenn man die Familie befragt, zeigt sie meistens eine
erschreckende Unkenntnis hundlicher Verständigung und hat keine Ahnung
von Beschwichtigungs- und Drohgesten. In diesen Familien gibt es keinen
fähigen Anführer, und deshalb mußte der Hund sich selbst zum Chef
ernennen, wie es ein normaler Hund eben tut. Was denkt sich nun so ein Hund? Die Familie scheint
ein planloser Haufen zu sein, und der Hund muß nun die Verantwortung für
dieses schlecht organisierte Rudel übernehmen. Er muß Futter
herbeischaffen und für die sicherheit sorgen. Und was passiert am
Morgen, wenn die Rudelmitglieder zur Arbeit und in die Schule fortgehen?
Der Hund bleibt zurück! Wie in aller Welt soll er da seinen Pflichten
nachkommen und für Ordnung und Sicherheit sorgen? Er ist völlig
frustriert und versucht mit allen Mitteln, zu seinem Rudel zu gelangen.
Also reißt er alles in Reichweite kurz und klein. Den Hund dafür auszuschimpfen und zu bestrafen ist völlig
sinnlos. Statt dessen zeige ihm durch Sendung von Alpha-Signalen, daß
sein Platz in der Familie der eines untergeordneten Mitglieds ist, und
entlasse ihn damit aus der Verantwortung, so daß er sich beruhigt zurückziehen
kann. Im wildlebenden Rudel warten schließlich die Welpen ganz ruhig
und zufrieden auf die Rückkehr der Jäger, das ist das normale
Verhalten. Klaut der Hund Eßbares vom Tisch, dann glaubt er sich
im Recht. Gib ihm dafür keine Gelegenheit. Wer Futter herbeischaffen
kann, ist der Chef. Lass deshalb auch nie die mit Resten gefüllte
Futterschüssel auf dem Boden herumstehen. Räume die Überreste weg,
wenn der Hund gefressen hat, IMMER. Hier sind ein paar Regeln für ein gedeihliches
Zusammenleben, wenn Du Deinem Hund ein guter Anführer sein willst: 1. Lerne Deinen Hund kennen, lerne seine Körpersprache
und denk wie ein Hund. 2. Lerne die Anwendung der in diesem Bericht aufgeführten
Signale. Dein Hund wird sie verstehen. 3. Lerne die Stärken und schwächen Deines Hundes
kennen. 4. Verlange nicht mehr von ihm, als er geben kann.
Wenn Dein Hund Dir vertraut, wird er sein Bestes geben für Dein und
sein Wohl. 5. Hunde brauchen Zeit, um sich zu entwickeln,
erwachsen zu werden und Selbstvertrauen aufzubauen. 6. Laß Deinen Hund nie in eine Situation geraten, mit
der er nicht fertig werden kann. 7. Laß ihm Zeit, sich an neue und ungewohnte Dinge
und Situationen zu gewöhnen. 8. Bedenke die Ansprüche Deines Hundes in Bezug auf
Beschäftigung und Förderung. Informiere Dich über die Bedürfnisse
der Rasse. 9. Sei nicht nachtragend, das kann ein Hund nicht
verstehen. 10. Hunde leben im Hier und Jetzt. Lobe ihn
unmittelbar, wenn er etwas gut macht und tadele sofort, wenn er etwas
Unerwünschtes tut. Nicht erst zwei Sekunden später. 11. Sei konsequent. IMMER! Jetzt muß ich aber Schluß machen, Mini stupst mich
an und möchte gestreichelt werden, ich sollte das besser tun!!!
|
||